Novoflex EOS-RETRO, BALPRO 1, PRO/EOS, EOS/PRO (Beschreibung und Erfahrungsbericht)

Als Ergänzung für meine Canon EOS 5D Mark II habe ich mir im Februar 2012 Makrozubehör von Novoflex gekauft. Das Balgengerät ist allgemein verwendbar, die Adapter PRO/EOS, EOS/PRO adaptieren allerdings an sich nicht spezifisch für Canon EOS, sondern von der Klemmringvorrichtung des Balgengerätes an Filtergewinde mit Durchmesser 58mm, einmal mit Innengewinde, einmal mit Außengewinde. Als sehr nützlich an den Adaptern erweist sich, daß nach leichtem Lösen einer Fixierschraube Adapter und Kamera leicht kontinuierlich und unabhängig von Balgengerät und Objektiv verdreht werden kann. So ist es leicht möglich, die Kamera in eine optimale Orientierung zu drehen, ohne den Aufbau ändern zu müssen oder gar den gesamten Aufbau zu verkippen.

EOS-RETRO ist wiederum nicht nur, wie der Name vermuten läßt, ein Retroadapter für Canon EOS, mit dem man also Objektive umgedreht und unter Erhalt der elektronischen Kontakte und Funktionen an der Kamera anbringen kann. Es ist damit auch möglich, die elektronischen Kontakte und Funktionen bei Verwendung des Balgengerätes zu erhalten, wozu ebenfalls die genannten Adapter zu verwenden sind. Je nachdem, ob man das Objektiv in normaler Stellung anbringt, was besonders bei Makroobjektiven und dem Lupenobjektiv von Canon die richtige Montage ist - oder eben auch in Retro-Anordnung, was bei 'normalen' Objektiven, besonders Weitwinkelobjektiven die richtige Montage ist, unterscheidet sich die Anordnung der Komponenten etwas.

Der Retro-Adapter besteht aus zwei Anschlußringen, also einer für EOS-Kameragehäuse und einer für EF-Objektive. Auf der anderen Seite befindet sich jeweils ein Filtergewinde vom Durchmesser 58mm, also an dem einen Anschluß ein Außengewinde, am anderen ein Innengewinde. Beide Ringe sind mit einem Spiralkabel zur Übertragung der elektronischen Funktionen verbunden. Das Spiralkabel des EOS-RETRO erweist sich beim Montieren gerne mal als etwas sperrig, wenn möglich sollte man bei der Montage der einzelnen Komponenten so vorgehen, daß man das Spiralkabel nicht um Balgengerät oder Objektiv verdrillen muß, wenn man irgendein Gewinde anzieht. Gemäß Novoflex ist damit eine maximale Auszugsverlängerung von 550mm erreichbar. Schraubt man das Balgengerät dazwischen, kommt man auf eine Auszugsverlängerung von etwa 210mm. Wegen der Filtergewinde lassen sich auch die beiden Ringe selbst miteinander verschrauben, womit man eine feste Verlängerung um die 40mm erreicht.

Bei der Verwendung als Retro-Adapter ist zu bedenken, daß der Objektivanschlußring zwangsläufig entsprechend Richtung Motiv vorsteht. Dies kann die Ausleuchtung des Motivs stark erschweren, dient gleichzeitig allerdings als Sonnenblende. Mal abgesehen davon, kann diese Anordnung allerdings gut verwendet werden, um aus 'Flaschenboden-Weitwinkelobjektiven' leistungsfähige Makroobjektive mit einer Vergrößerung von mehr als 1:1 zu realisieren - für den Fall, daß man das Lupenobjektiv von Canon gerade nicht zur Hand hat. Dies hat ja auch einen Filterdurchmesser von 58mm, allerdings ist die Frontpartie hinsichtlich des Ausleuchtungsproblems immer noch deutlich besser geeignet als der Objektivanschlußring des Retro-Adapters. Deutlich besser bezüglich der Ausleuchtung sind da allerdings noch Canons Lupenobjektive der alten FD-Reihe. Zu bedenken ist bei den 'Flaschenboden-Weitwinkelobjektiven' mit Außenfokussierung auch, daß das Spiralkabel ein Drehmoment auf das Objektiv ausübt, also die Schrärfeneinstellung oder bei einem Drehvarioobjektiv auch die Brennweite verstellen kann, gegebenenfalls auch nur langsam und während des Aufnahmevorgangs unbemerkt.

Bei der Verwendung mit Canons Lupenobjektiv MP-E 65mm 1:2.8 mit dem Balgengerät jedenfalls ergäbe sich rechnerisch bei einer Brennweite von 65mm eine maximale Vergrößerung von etwa 8.3.
Direktes Nachmessen mit Millimeterpapier ergibt jedoch einen Faktor 10.38 (!), was darauf hindeutet, daß sich beim Lupenobjektiv die Brennweite bei langem Auszug hin verkürzt. Man berechnet eine Änderung der Brennweite von 65mm auf 39mm. Mit voll ausgezogenem Balgengerät ergibt sich damit ein Vergrößerungsbereich von etwa 4.23 bis 10.38.

Für einen noch größeren Auszug würde ja alternativ zum Balgengerät oder zusätzlich ein einfaches Rohr reichen, welches auf der einen Seite ein Filteraußengewinde 58mm hat und auf der anderen Seite ein Filterinnengewinde 58mm. Da die Flexibilität des Balgengerätes aufgrund des großen flexiblen Auszugs des Lupenobjektivs MP-E 65mm eigentlich nicht notwendig ist, wäre ein ausreichend langes Rohr in Kombination mit EOS-RETRO natürlich deutlich günstiger, vorausgesetzt man kennt jemanden, der derartige Gewinde in ein Rohr drehen kann und dieses innen schwarz beizen oder mit Photolack beschichten kann.

Dient der Aufbau hingegen nur als Auszugsverlängerung für nicht automatisches Zubehör wie etwa die bereits erwähnten Lupenobjektive der alten FD-Reihe, so erkennt die Kamera offenbar, daß mit dem EOS-RETRO irgendwas angeschlossen ist und statt eine Aufnahme zu machen, gibt es dann bei der Kamera eine Fehlermeldung mit dem Tip, die Kontakte zu putzen. Somit wäre es für die Anwendung wohl notwendig, einen nicht automatischen Zwischenring an der Kamera zu montieren, bevor EOS-RETRO samt Balgengerät daran angeschlossen werden. Alternativ könnte man es wohl auch notfalls versuchen, die Kontakte vorsichtig abzukleben.

Ansonsten ist die Verarbeitung gut und solide. Das Balgengerät läßt sich sehr weich und ruckelfrei verstellen. Die beiden Enden des Balgengerätes sind allerdings nicht ganz starr zueinander montiert, sondern haben etwas Spiel, besonders bei schwerem Objektiv oder Kamera ist also nicht alles exakt parallel ausgerichtet, was aber praktisch unproblematisch sein sollte.
Ferner ist eine Schraube etwas im Weg, wenn man den Kameragriff umfassen will.
Der Balgen ist ja außen blau und innen schwarz - bei genauerer Betrachtung sieht man allerdings von außen den schwarzen Stoff unter der blauen Farbe, da hätte man wohl doch besser bei schwarz bleiben sollen.
Bei den Adaptern PRO/EOS, EOS/PRO erstaunt für solch einfache Metallringe der Preis etwas - nun immerhin müssen ja auch diese lichtdicht ausgeführt sein.
Etwas problematisch bei den Filtergewinden ist, daß diese leicht mal verklemmen können, dann hat man Probleme, die einzelnen Sachen wieder auseinanderzubekommen.
Den silbrigen Knopf zum Lösen des Objektivs vom EOS-RETRO drückt man übrigens nicht, obwohl die Form das irgendwie suggeriert, sondern schiebt ihn vom Objektiv weg. Da hätte die Form also etwas suggestiver als Schieber ausgeführt werden sollen.

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