Als Ergänzung für meine Canon EOS 5D Mark II und zum Systemblitz Metz Mecablitz 58 AF-1 habe ich mir Mitte Dezember 2010 ein Makroblitzgerät Metz Mecablitz 15 MS-1 digital besorgt.
Das Gerät wird primär zusammen mit einem Systemblitz eingesetzt, welches die E-TTL-Kommnunikation mit der Kamera übernehmen muß und als 'Master' die relevanten Informationen optisch, also ohne Kabelanschluß, an das Sklavenblitzgerät weitergeben kann, als welches dann der Makroblitz immer fungiert. Das ist die einzige Möglichkeit einer automatischen Belichtung mit dem Gerät. Das Gerät verfügt über Programme zur Interpretation der optischen Signale diverser Kamerahersteller, ist also problemlos mit verschiedenen Systemen einsetzbar.
Daneben besitzt das Blitzgerät eine Lernfunktion, um optisch auf Blitze von Kameras oder Blitzgeräten zu reagieren, deren System nicht bekannt ist oder die über keine Infrarot-Kommunikation verfügen - allerdings ist dann die richtige Belichtung manuell einzustellen - dazu gibt es Teillichtleistungsstufen von voller Leistung bis 1/64 jeweils die Leistung halbierend, entsprechend einer Blendenstufe.
Der Blitz hat keinen eigenen Sensor, um selbst eine automatische Belichtung zu gewährleisten. Es gibt also keinen Automatikbetrieb und auch keinen Anschluß für einen externen Sensor wie den Mecamat 45-30. Eine manuelle Einstellung der Lichtleistung ist allerdings möglich, wenn der Blitz über die Synchronbuchse gezündet wird. Diese ist auch die einzige Möglichkeit, mit dem Gerät alleine einen Testblitz zu starten (zum Beispiel durch Kurzschluß von Innen- und Außenleiter der Synchronbuchse, was bei diesem Blitz ungefährlich ist, bei alten Blitzgeräten aber nur mit gut isoliertem Werkzeug zu empfehlen ist).
Allerdings hat das Blitzgerät ein Modellierlicht, ein schnelle Folge mehrerer Blitze mit
insgesamt einer Dauer von zwei Sekunden. Damit kann die Ausleuchtung des Motivs beurteilt werden,
sofern das Blitzlicht die einzige relevante Lichtquelle ist.
kurzer Pulszug des Modellierlichtes
(SVG, alternativ: PNG)
Zeitlicher Verlauf eines kurzen Pulszuges des Modellierlichtes.
Das Modellierlicht besteht aus vielen solcher Pulszüge, die aus mehreren
Einzelpulsen mit einer Länge von etwa etwa 25 Mikrosekunden bestehen.
Teil eines Pulszuges des Modellierlichtes
(SVG, alternativ: PNG).
Einige Pulszüge des Modellierlichtes
(SVG, alternativ: PNG).
Als Hilfe zum automatischen oder manuellen Scharfstellen vom Objektiv der Kamera eignet sich eher eine integrierte weiße LED mit einer Leuchtzeit von etwa zehn Sekunden, die weit weg von den Reflektoren positioniert ist und somit eine andere Leuchtcharakteristik aufweist als der Blitz. Nachteilig für manuelles Fokussieren erweist sich hier, daß man am Blitz, welcher vorne auf dem Objektiv befestigt ist, einen Knopf betätigen muß, wonach man nur 10s Zeit zum Fokussieren hat. Bei starken Vergrößerungen kann durch den Knopfdruck ein Drehmoment auf das Objektiv wirken und die Ausrichtung leicht verändert werden oder die Gesamtkonstruktion kann auch in Schwingungen versetzt werden. Beide Einstellhilfen sind also bei starken Vergrößerungen nicht unproblematisch und nicht unbedingt eine Erleichterung für den Photographen.
Das Blitzgerät hat zwei Reflektoren, zumeist links und rechts vom Objektiv angeordnet, aber bei Bedarf ist der Adapterring frei drehbar. Der Ring dient nur der Befestigung am Objektiv. Die restliche weiße Fläche des Ringes ist nur Dekoration und trägt nicht zur Ausleuchtung des Motives bei. Die Reflektoren haben jeweils drei mögliche Raststellungen für den Winkel relativ zur optischen Achse, 0, 10 oder 20 Grad zur optischen Achse hin verkippbar. Geradeaus reicht die Ausleuchtung für ein Objektiv mit Brennweite 50mm, also etwa ein Öffnungswinkel von 40-50 Grad.
Die Leitzahl ist mit 15 bei voller Leistung beider Reflektoren für Makroaufnahmen ausreichend. Die Leistung der Reflektoren kann eingestellt werden, insgesamt in neun Stufen, volle Leistung für beide, dann wahlweise links oder rechts die Hälfte, ein Viertel, ein Achtel und aus. Meine Beobachtungen lassen vermuten, daß die Leistung insgesamt gleichbleibt und nur jeweils anders zwischen den beiden Reflektoren aufgeteilt wird. Unabhängig von der Verteilung bleibt also die Leitzahl die gleiche, wobei diese Zahl für Arbeitsabstände unter 20cm sicher nur ein Schätzwert ist, darüber dürfte es für die Ausleuchtung nicht mehr so relevant sein, wie genau die Leistung auf die beiden Reflektoren aufgeteilt wird, zumindest wenn mit unterschiedlicher Leistung ein starker Schatteneffekt bewirkt werden soll.
Lobenswert ist, daß bei dem Blitz zwei normale Batterien oder Akkus (AAA/Micro) verwendet werden und kein firmenspezifischer Akku. So ist gewährleistet, daß immer Ersatz nachgekauft werden kann. Weniger schön ist, daß es keine Anzeige über den Zustand der Batterien oder der Akkus gibt. Die Bedienungsanleitung gibt dazu Auskunft, daß diese auszutauschen seien, wenn nach mehr als 60 Sekunden keine Blitzbereitschaft erreicht wird. Es empfiehlt sich also immer, zwei Reserveakkus dabeizuhaben, die dann wieder je nach Kapazität für grob 200 Blitze bei voller Leistung reichen sollten.
Die Batterien befinden sich unten im Standfuß, weswegen das Stativgewinde dort auch seitlich versetzt ist. Das Gewinde wie der Standfuß dienen dazu, das Blitzgerät unabhängig von Objektiv und Kamera aufzustellen, nicht um alles zusammen aufzustellen oder zu befestigen, das wäre vom Schwerpunkt der Kombination her ungeeignet.
Was die Bedienung anbelangt, so ist diese im Normalfalle einfach. Der Blitz ist frei um die optische Achse
verdrehbar, die Reflektoren sind einfach zu verschwenken, die Leistungsverteilung zwischen
den beiden Reflektoren ist leicht einstellbar.
Wechsel in den manuellen Betrieb, oder des Kamerasystems sind hingegen schon etwas kniffliger,
aber vermutlich auch nicht oft durchzuführen. Die komplizierteren Einstellungen sind ohnehin
am 'Master'-Blitz vorzunehmen.
Durch das Stativgewinde kann es sich natürlich auch anbieten, das Blitzgerät unter nahezu
beliebigem Winkel zur Aufnahmeachse anzuordnen. Da die Auslösung des Blitzes drahtlos erfolgt,
kann dieses sehr einfach frei positioniert werden.
Damit ist nicht nur die schattenfreie Frontalbeleuchtung des Motivs möglich, sondern auch das Herausarbeiten von Kontrasten oder sogar Gegenlicht- oder Durchlichtaufnahmen.
Durch die Leistungsverteilung zwischen den beiden Reflektoren,
deren Drehung und die Möglichkeit der unabhängigen Aufstellung können
so sehr verschiedene Beleuchtungssituationen realisiert werden.
Schlecht ist hingegen, daß es nur eine optische Anzeige der Blitzbereitschaft gibt, die am
Blitzgerät selbst erscheint. Natürlich guckt man konzentriert durch den Sucher aufs Motiv und
nicht auf das Blitzgerät, somit gibt es effektiv keine Information darüber, was mit dem
Blitzgerät aktuell los ist. Der Metz Mecablitz 58 AF-1 hingegen gibt aktustische Signale von
sich und es gibt auch eine Anzeige im Sucher. Mindestens die akustischen Signale sollten
beim Metz Mecablitz 15 MS-1 digital nachgerüstet werden - natürlich mit einem anderen Signal
als beim Metz Mecablitz 58 AF-1, der ja gleichzeitig als 'Master' verwendet wird.
Jedenfalls kommt es so häufiger vor, daß der Metz Mecablitz 15 MS-1 digital nicht mit Photograph,
Kamera und Metz Mecablitz 58 AF-1 mithalten kann, also nicht auslöst und sich somit
unterbelichtete Bilder ergeben.
Es kommt auch keine akustische Rückmeldung vom Blitz, wenn der Akku keinen Blitz mehr hergibt,
auch das führt leicht zu unterbelichteten Bildern, weil der aufs Motiv konzentrierte Photograph
nicht mitbekommt, daß der Metz Mecablitz 15 MS-1 bereits aufgegeben hat.
Makroaufnahmen sind schwierig genug, als daß man sich auch noch auf solche Probleme konzentrieren
möchte, daher wären hier eigentlich einige Nachbesserungen bei einer zweiten Version des
Blitzes fällig.
Ob das Fehlen eines Kabelanschlusses und der fehlende eigene Sensor für den Automatikbetrieb oder fehlende Möglichkeiten, mit dem Blitz allein den E-TTL-Betrieb vorzunehmen nun Vorteile oder Nachteile sind, ist Ansichtssache. Immerhin ist so immer ein Blitzgerät wie der Metz Mecablitz 58 AF-1 zusätzlich zu montieren, selbst wenn nur Makroaufnahmen mit dem Metz Mecablitz 15 MS-1 digital durchgeführt werden sollen. Die eingesparte Eigenständigkeit hat allerdings wohl auch den etwas günstigeren Preis zur Folge.
Angaben zur Leuchtzeit des Blitzgerätes werden von Metz nicht gemacht. Das erstaunt sehr, weil kurze Leuchtzeiten gerade Bei Makroaufnahmen sehr wichtig sind, um Verwacklungen und sonstige Bewegungen einzufrieren, kurze Leuchtzeiten sind also ein wichtiges Kaufargument bei einem Makroblitzgerät.
Daher habe ich eigene Messungen durchgeführt.
Je nach eingestellter Leistung ergeben sich Leuchtzeiten im Bereich von etwa 1.8 Millisekunden bis 25 Mikrosekunden,
also ist selbst die längste Zeit bemerkenswert kurz gegenüber etwa dem Metz Mecablitz 58 AF-1:
zeitlichen Blitzverlauf
(SVG, alternativ: PNG),
kürzester Puls
(SVG, alternativ: PNG).
Die Leuchtzeiten sind also allesamt erfreulich kurz und helfen so, Unschärfen durch Bewegungen des Motives oder der Kamera zu vermeiden. Schwingungen und Verwackler sind bei so kurzen Leuchtzeiten praktisch irrelevant, auch bei starken Vergrößerungen - abgesehen natürlich von dem Problem, daß Wackeln ja auch in Aufnahmerichtung auftritt und sich damit die Schärfeebene vor der Aufnahme verlagern kann. Dank kurzer Blitzleuchtzeit ist die Schärfeebene dann immer noch unverwackelt, nur eben nicht mehr an der gewünschten Stelle. Dem ist aber auch mit keinem Blitzgerät abzuhelfen, allenfalls durch stabile Stative und Hochklappen des Spiegels der Kamera, Fernauslöser etc. In der Praxis habe ich allerdings auch bei 'lockerem' Stativaufbau im normalen Betrieb der Kamera mit dem Blitz eine recht gute Trefferquote, auch bei fünffacher Vergrößerung.
Eine Hochgeschwindigkeitssynchonisation (HSS, High-Speed-Synchronisation) wie mit dem Metz Mecablitz 58 AF-1, ist mit dem Metz Mecablitz 15 MS-1 digital nicht möglich. Bei Makroaufnahmen hat man aber ohnehin eine kleine Schärfentiefe und eher zuwenig Licht, daher ist diese Funktion für einen Makroblitz ohnehin redundant. Zudem kann die Funktionalität der Reduktion des Umgebungslichtes leicht mit einem Graufilter erreicht werden, der vor das Objektiv geschraubt werden kann, bevor der Adapter für das Blitzgerät angesetzt wird. Das funktioniert zumindest, solange das Blitzgerät genug Leistung hergibt, um den Verlust durch den Graufilter zu kompensieren. Da bei der Hochgeschwindigkeitssynchonisation ohnehin die Leitzahl drastisch reduziert würde, dürfte es ohnehin effektiver sein, für den gewünschten Effekt einen Graufilter zu verwenden.
Eine weitere fehlende Angabe von Metz ist die des freien Durchmessers des Ringes.
Dieser beträgt etwa 72mm, reicht also für Objektive mit einem Filterdurchmesser bis zu
72mm, eventuell 77mm bei einer längeren Brennweite und einer Frontlinse mit einem
Durchmesser unter 72mm. Adapterringe mit Gewinde mit Durchmesser 52mm, 55mm und 58mm
liegen bei, weitere Adapterringen für 62mm, 67mm und 72mm sind verfügbar. Für kleinere
Durchmesser kann jeweils ein Filteradapterring verwendet werden, der dann allerdings
den Abstand zwischen Blitzgerät und Motiv weiter verkleinert.
Solch ein Metz-Adapter wird in das Filtergewinde des Objektivs geschraubt, wonach
das Blitzgerät an den Adapter gesteckt wird. Der Adapter hat selbst kein weiteres
Filtergewinde. Diese Konstruktion erweist sich insofern etwas unpraktisch, als bei
angeschraubtem Adapter der Objektivdeckel nicht mehr aufgesetzt werden kann, bevor
der Adapter nicht wieder abgeschraubt ist. Arbeitspausen oder Wechsel zu einem anderen
Objektiv gestalten sich also etwas umständlich.
Mit einem Adapter von
Metz allein verkleinert sich der Abstand zum Motiv um etwa 30mm. Dies kann bei kleinen
Arbeitsabständen problematisch sein, wie sie etwa beim Lupenobjektiv Canon MP-E 65mm 1:2.8
auftreten. Bei Arbeitsabständen unter 100mm ist immer die Streuscheibe zu verwenden, um
eine gleichmäßige Ausleuchtung zu erreichen, am besten mit nach innen verschwenkten
Reflektoren. Jedenfalls ist beim Lupenobjektiv auch beim Arbeitsabstand von 40mm eine
gleichmäßige Ausleuchtung möglich:
Obwohl das Lupenobjektiv ein Filtergewinde von 58mm
hat, ist es besser, den Adapter mit 67mm zu verwenden und diesen über das Objektiv
zu schieben, statt den 58mm-Adapter aufzuschrauben. So ist es möglich, den Arbeitsabstand
zum Blitz um etwa 30mm bis 50mm relativ zur Position mit Blitz zu vergrößern, um eine
bessere Ausleuchtung bei Vergrößerungen von mehr als zwei zu erzielen. Das Verrutschen
des Blitzes auf dem Objektiv kann einfach mit Gummibändern entsprechenden Durchmessers
verhindert werden, die vor und hinter dem Blitz auf den Objektivtubus zu schieben sind.
Eine Alternative wäre eine Konstruktion eines eigenen aufschaubbaren Adapters,
mit dem das Blitzgerät weiter nach hinten vom Motiv weg verschoben werden kann.
Weil einmal abgesehen von Motiv nach vorne keine Hindernisse zu erwarten sind, ist es natürlich einfacher für den Blitzhersteller, dieses nach vorne überstehen zu lassen. Die Verkürzung
des Abstandes zum Motiv ist aber schlecht für die Ausleuchtung, so daß hier bei Arbeitsabständen
(Filtergewinde bis Motiv) von weniger als 70mm improvisiert werden muß.
Bei Nachfragen hinsichtlich fehlender Angaben ist ansonsten Metz nicht gerade auskunftsfreudig.
Auf eine Anfrage, die ich auf deren internet-Seite gestellt habe, habe ich bislang keine Antwort erhalten.
Das Schweigen zu konkreten Fragen bei Metz ist eine etwas andere Strategie als etwa bei Sigma, da bekommt man zwar nach Wochen des Wartens eine Antwort, die allerdings nichts mit der gestellten Frage zu tun hat.
Jedenfalls deutet das an, daß man weder von Metz noch von Sigma eine kompetente Hilfe oder
Produktberatung erwarten kann - oder Informationen, welche über das hinausgehen, was bereits zu den
Geräten veröffentlicht wurde, was zumeist unvollständig ist und auch nur teilweise von Angaben im
Bedienungshandbuch ergänzt wird, in dem die Mitarbeiter der Firmen offenbar aber auch nur
selbst ungern nachsehen, um Fragen zu beantworten.
In meinem Falle habe ich mir die Makroblitze von Sigma und Metz in
einem Geschäft zeigen lassen, habe einige Abstände vermessen und habe dann daheim erstmal einige
Berechnungen angestellt, um herauszufinden, welches Gerät eher zu meiner Ausrüstung paßt.