DÖRR LED-Ringlicht PRO

Ende August 2010 habe ich mir ein LED-Ringlicht PRO von DÖRR zugelegt. Das Ringlicht bietet eine kompakte Möglichkeit für Dauerlicht mit der Farbtemperatur von Tageslicht (5500K) vorne am Objektiv.

Das Licht wird mit 16 LEDs erzeugt, die kreisförmig um das Objektiv angeordnet sind. Vermutlich handelt es sich um blaue LEDs, die mit einem gelben Farbstoff kombiniert sind, um den Eindruck von weißem Licht zu erzeugen. Natürlich dürfte dies nicht dem Spektrum von Tageslicht entsprechen, sieht aber für das Auge und die Kamera so aus. Auf dem Durchmesser hätte auch die doppelte oder dreifache Menge von LEDs gepaßt, auf zwei Kreisringe verteilt entsprechend die vier- bis achtfache Menge. Das wären allerdings auch nur zwei bis drei Blendenstufen Unterschied bei entsprechend höheren Kosten.
Die 16 LEDs sind natürlich auf spiegelnden Motiven wie Wassertropfen zu erkennen. Wen das stört, sollte das Ringlicht für solche Motive nicht verwenden, sondern anderweitig großflächig und stark beleuchten.

DÖRR gibt eine Lichtintensität von 64 Lux in einem Meter Entfernung an. Daraus ergibt sich unmittelbar, wofür sich das Gerät eignet und wofür eher nicht. Zwar liegt der Abstand bei einem Makroobjektiv mit einer Brennweite von 100mm zwischen Leuchte und Motiv eher im Bereich von 15cm und 50cm, da allerdings der Durchmesser des LED-Ringes bei etwa 9cm liegt, fällt die Intensität über diesen Bereich nicht quadratisch mit dem Abstand ab, grobe Schätzung wäre eher ein linearer Abfall, also kann eher mit 100 bis 400 Lux gerechnet werden. Das reicht bei der sehr empfindlichen und relativ rauscharmen Canon EOS 5D Mark II gerade für Freihandaufnahmen bei 800 bis 3200 ISO Empfindlichkeit ohne weitere Lichtquelle.
Selbst an einem depressiven Herbsttag liegt das Tageslicht eher bei 5000 Lux, tagsüber ist das Gerät also allenfalls nützlich, um etwa im finsteren Wald die Unterseite von Pilzen aufzuhellen. Eine andere, eher naheliegende Anwendung gibt es mit einem Stativ bei niedriger Empfindlichkeit der Kamera und längeren Verschlußzeiten, sofern sich das Motiv nicht bewegt. Das Licht reicht jedenfalls für den Autofokus.
Die Winkelverteilung der Abstrahlung ist sehr breit, eignet sich also einerseits für Weitwinkelobjektive, sofern der Durchmesser klein genug ist, um Randabschattungen durch das Gerät zu vermeiden. Andererseits führt dies zu eher unnötigen Verlusten beim Einsatz von einem Makroobjektiv mit einer Brennweite von 50mm oder mehr. Da hätte DÖRR eine deutlich bessere Lichtausbeute erzielen können, wenn die Abstrahlcharakteristik mehr nach vorne ausgerichtet worden wäre. Dabei wäre es allerdings etwas schwieriger, bei sehr dichtem Abstand zum Motiv eine gleichmäßige Ausleuchtung zu erzielen.

Zum Lieferumfang gehören sowohl ein Netzgerät als auch Adapterringe für Objektive mit Filtergewinde 67mm und 72mm. Eingebaut ist ein Akku, der laut DÖRR für 45 Minuten ausreichen soll. Der Ladezustand wird mit drei weiteren kleinen LEDs auf der Rückseite angezeigt.
Das Gerät selbst hat ein Anschlußgewinde für Objektive mit einem Filtergewinde von 77mm. Ein in der Beschreibung, der Verpackung und auf der internet-Seite versprochener Adapter für ein Filtergewinde von 82mm liegt hingegen nicht bei. Die Verwendung mit einem Objektiv von diesem Durchmesser ist allerdings auch nicht plausibel, weil das Gerät selbst nur einen Innendurchmesser von etwa 70mm hat, so daß bei Objektiven mit größerem Linsendurchmesser Randabschattungen zu erwarten sind.
Das Gerät hat ferner ein Stativgewinde, welches vermutlich eher dazu gedacht ist, das Gerät anderweitig als am Objektiv zu positionieren.

Das Gerät macht ansonsten einen soliden Eindruck und ist gut brauchbar, wenn man mit der erläuterten Intensität auskommt. Für deutlich mehr sollte man sich eher ein leistungsfähiges Blitzgerät, eventuell mit Einstellicht anschaffen. Sind bei Makroaufnahmen kurze Zeiten oder eine geschlossene Blende erforderlich, ersetzt das Gerät sicher kein für den Makrobereich ausgelegtes Blitzgerät.

Bei einem ersten Versuch habe ich ein Gerät mit einem Produktionsfehler erhalten, dies hatte gar kein Anschlußgewinde, dafür aber einen offenen Durchmesser von 77mm. Da es ohne Gewinde aber keine zuverlässige Möglichkeit gibt, das Gerät am Objektiv zu fixieren, habe ich dieses Mängelexemplar wieder umgetauscht.

Apropos Mängel - neben dem fehlenden und wohl auch nutzlosen Adapter für ein Filtergewinde von 82mm enthält die deutsche Anleitung und Verpackungsaufschrift einige Hinweise auf eine kleine Rechtschreibschwäche des Autors - 'LED Ringlicht' statt 'LED-Ringlicht' oder 'Adapter Ring' statt 'Adapterringe'. Die englische Anleitung und Verpackungsaufschrift weist Überraschungen von ähnlicher Qualität auf. Da solche Fehler aber nicht häufig auftreten, sind beide Anleitungen gut lesbar.
Eine weitere Unstimmingkeit tritt auf, wenn auf der Verpackung typische Entfernungen von 2.5cm bis 25cm erwähnt sind, in der Anleitung dann aber 2.5cm bis 1m.
Der minimale Abstand von 2.5cm ist zudem unzutreffend, egal welche charakteristische Struktur verwendet wird, um den Abstand zu bestimmen. Der LED-Ring befindet sich bei angesetztem Adapter etwa 3cm vor dem Filtergewinde. Bei einem Abstand von weniger als etwa 8cm des Motivs zum Filtergewinde ergibt sich keine gleichmäßige Ausleuchtung des Motivs mehr, das Zentrum wird massiv abgedunkelt, demzufolge befindet sich der LED-Ring dann also etwa 5cm vor dem Motiv.
Mein Lupenobjektiv Canon MP-E 65mm hat einen minimalen Arbeitsabstand von etwa 4cm, entgegen der Behauptung von DÖRR ist das Ringlicht dafür also komplett unbrauchbar, denn 2.5cm funktionieren ebensowenig wie die notwendigen 4cm. Bei ungefähr horizontaler Ausrichtung läßt sich das Ringlicht allerdings ohne Adapter weiter nach hinten über den Objektivtubus schieben, um auf den notwendigen Minimalabstand von etwa 5cm zwischen Motiv und LED-Ring zu kommen. Ich werde mir vermutlich irgendwann einmal einen eigenen flexiblen Gummiadapter basteln, mit welchem sich das Ringlicht auf dem Objektivtubus sowohl leicht verschieben als auch fixieren läßt, um es auch jenseits einer horizontalen Ausrichtung einsetzbar zu machen.
Vermutlich ist all dies ein Anzeichen dafür, daß die Entwickler bei DÖRR nicht in der Lage sind, einen Abstand mit einem Maßstab zu messen, der im Bereich einiger Zentimeter liegt. Das ist natürlich etwas deprimierend für DÖRR. Auch das Bestimmen von Innendurchmessern und das Zählen von Adapterringen scheinen Aufgaben zu sein, die von DÖRR nicht zu bewältigen sind ;o)

Interessante Beobachtung: Das Licht ist heller, wenn ein voll geladener Akku statt des Netzgerätes verwendet wird. Verständlicher ist hingegen, daß das Licht mit nahezu leerem Akku dunkler ist als mit dem Netzgerät. Es kann sich also auch in Reichweite einer Steckdose lohnen, den vollgeladenen Akku zu verwenden.

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