Öffentliche Kunst in Hannover

Zwei Löwen

Beim Aufräumen nach dem zweiten Weltkrieg ist Arno Breker ja bei der Entnazifizierung als Mitläufer eingestuft worden. Auch in Hannover ist er mitgelaufen. So findet sich auch beim Prestigeprojekt der Nationalsozialisten in Hannover, dem Maschsee, etwas von Arno Breker, eben diese beiden eindruckvoll bösartig wirkenden Löwen.

Obgleich es in Norddeutschland in freier Wildbahn seit Ewigkeiten keine Löwen mehr gibt - gab es die in oder vor der Eiszeit hier? - sind Löwen eigentlich relativ beliebt, besonders als eine Art symbolische Bewachung von Eingängen von Gebäuden, etwa dem neuen Rathaus, der Universität im Welfenschloß oder dem Künstlerhaus. Aber es gibt deutliche Unterschiede zu den beiden Löwen hier. Diese sehen vor allem vom Gesichtsausdruck her viel gefährlicher aus - und es kommt dahinter einfach nichts Relevantes. Sie versprechen einen großen Auftritt, bewachen aber eigentlich nur einen kleineren, leeren Platz, den man zudem noch gut hinter ihrem Rücken betreten kann. Von vorne bis hinten sind die beiden also eine Lüge, ein falsches Versprechen.

Die beiden sind in einer Haltung dargestellt, die man vielleicht etwa vom Haushund oder der Katze kennt, wenn die sich nach einem Nickerchen strecken. Allerdings wirken die beiden extrem sauer, als seien sie im Schlaf gestört worden. Aber wer würde sowas tun? Der blanke Rücken und Schwanz der Skulpturen gibt einen deutlichen Hinweis. Eltern pflegen ihre Kinder gern auf den Rücken eines der Löwen zu setzen, damit diese dem Löwen den Buckel runterrutschen - und dann auch den Schwanz, klar daß den Löwen das nicht sonderlich gefällt. Aber da hätten sie sich bei Arno Breker beschweren sollen ;o)

Muskeln und glatte Haut sind zudem wohl Markenzeichen von Breker, die bei den Nationalsozialisten besonders Eindruck gemacht haben, aber nicht den Ursprung bei ihnen hatten. Da ist Breker schon von selbst drauf gekommen. Allerdings - was sagen uns spiegelglattrasierte Löwen, wo das Fell nicht einmal mehr angedeutet ist? Abstraktion liegt Breker jedenfalls fern. Bei Löwen wirkt sein Muskel- und Haut-Fetischismus jedenfalls unfreiwillig komisch, obgleich die beiden Löwen so eindruckvoll bedrohlich gucken.

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