Öffentliche Kunst in Hannover

Zwangsarbeiter-Mahnmal

In einem Akkumulatorenwerk in Stöcken/Marienwerder wurden im zweiten Weltkrieg Zwangsarbeiter eingesetzt. Es wurden Akkumulatoren für U-Boote und V2-Raketen gebaut. Der Tot von Zwangsarbeitern war fest eingeplant. Zahlreiche Zwangsarbeiter wurden kurz vor Kriegsende ermordet, um der Befreiung durch die anrückenden Aliierten zuvorzukommen.

Breuste hat das Mahnmal zusammen mit überlebenden Zwangsarbeitern realisiert. Es steht nahe der Stelle, wo damals die Akkumulatorenfabrik und das zugehörige Konzentrationslager gestanden haben.

Die Skulptur besteht aus mehreren gut armdicken aufsteigenden verdrillten Stahldrähten. Die oberen Enden sind zu Ösen geformt, in denen Ösen dünnerer verdrillter Stahlgeflechte beweglich aufgehängt sind. Nur der unterste dieser dünneren Drahtgeflechte ist im Boden fixiert, die anderen Enden hängen in der Luft. Aufgrund der großen Masse der Geflechte ist deutlicher Kraftaufwand notwendig, um sie in Bewegung zu setzen.

Der niedrige Sockel der Skulptur ist eine Kombination aus Naturstein und schräg gesetztem Mauerwerk und massiven Metallplatten. Um den Sockel herum sind Metalltafeln mit kurzen Kommentaren oder Erinnerungen eingelassen. Zur Straßenkreuzung hin ist eine Tafel mit einem längeren Erläuterungstext eingelassen.

Die Schwere der Konstruktion deutet auf die harte Zwangsarbeit hin, die galgenartige Wirkung der Geflechte steht in Relation zur eingeplanten Todesrate der Opfer dieser Anlage. Aus Struktur und Materialkombination ergibt sich auch die Assoziation zu einfachen technischen Geräten, wobei die Abstraktion jedoch keine bestimmte technische Funktion erkennen läßt.

So gelingt es, trotz oder gerade wegen hoher Abstraktion, selbst ohne die vorhandenen Texte auch bereits aus der Ferne das Grauen der Zwangsarbeiter in unsere Zeit zu transportieren. Zwar ist die Skulptur an einen Bürgersteig angelagert, wird bei der typischen Nutzung der umliegenden Gegend aber vermutlich vorrangig von vorbeifahrenden Autofahrern (oder Motorradfahrern) wahrgenommen werden. Daher ist die so erzielte drastige Fernwirkung wichtig, da nicht damit gerechnet werden kann, daß die Informationstafel oft gelesen wird.

Prinzpiell eignet sich die Skulptur mit ihrer eigenartigen Mischung aus Abstraktion und Grauen sogar, Neugier zu wecken. Mit etwas Glück mögen so also sogar einige Leute anhalten und beginnen zu lesen oder jedenfalls nachträglich versuchen zu recherchieren, um was es bei dem Objekt eigentlich geht. Damit bleibt der Horror der Zwangsarbeiter präsent.

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