Öffentliche Kunst in Hannover

Wegweiser des Friedens (Alle in einem Boot!)

Die Steinskulptur ist aus mehreren verschiedenfarbigen Steinsegmenten zusammengefügt. Das grobe Aussehen folgt dem im Titel genannten Wegweiser, hat aber auch aus gewissen Blickwinkeln Ähnlichkeit mit einem christlichen Kreuz - allerdings mit einigen vorstehenden Kanten, die diesen Eindruck deutlich mindern. Auch das Motiv des Bootes oben drauf kann christlich gedeutet werden, muß aber nicht. Die einzelnen Segmente sind individuell von einzelnen Personen oder von Gruppen gestaltet worden und sind so sehr eigenständig. Es finden sich darunter zahlreiche international etablierte Symbole und Piktogramme.

Es sind auch Inschriften in verschiedenen Sprachen vorhanden, was auch den multikulturellen Gedanken erkennen läßt, wenn Schüler aus verschiedenen Umfeldern zusammen solch eine Skulptur realisieren. Auch die im Titel zum Ausdruck gebrachte Idee, daß alle in einem Boot sitzen, unterstützt den integrativen Gedanken.

Die Botschaft ist also, daß Zusammenarbeit der Weg zum Frieden ist. Natürlich, wen man kennt und schätzt, wird man mit geringer Wahrscheinlichkeit erschlagen, dessen Schicksal wird einem weniger egal sein als das von Unbekannten. Auf der anderen Seite entstehen in der Gemeinschaft unvermeidbar Konflikte, an denen auch gearbeitet werden muß, um die gegenseitige Wertschätzung aufrechtzuerhalten. Zudem gibt es wohl im Grundverhalten des Menschen das Bedürfnis nach Gruppenbildung, die Abgrenzung der eigenen Gruppe von anderen. Das wird vermutlich damit zusammenhängen, daß die Urmenschen, die die meiste Zeit der Existenz der Menschheit belegen, in kleinen Gruppen unterwegs gewesen sein werden, in denen das Wir-Gefühl entscheidend für das Überleben der Gruppe war. So werden noch heute Gruppenrituale, Religionen und tradiertes Verhalten zelebriert, um sich objektiv recht willkürlich von anderen Gruppen zu unterscheiden, auch wenn dies heute keine wirkliche Funktion mehr hat, weil nunmal Wissen und Globalisierung so weit fortgeschritten sind, daß wir alle inzwischen dicht aufeinanderhocken und es gar keinen Platz mehr gibt, um sich von anderen übermäßig abzugrenzen. Und das kollektive Wissen läßt nur noch wenig Raum, sich irgendein Bild von der Welt willkürlich auszudenken, um sich damit von anderen zu unterscheiden. So ist das Überwinden des Gruppenzwanges nicht ein einmaliges Ereignis, sondern eine permanente Baustelle im Kopf eines jeden einzelnen Menschen, an der natürlich zusammen gearbeitet werden muß.

Gleichzeitig ist das Erleben der eigenen Individualität ein relativ neuer Aspekt, eine neue Errungenschaft des menschlichen Geistes. Das ist mehr als das Bewußtsein der eigenen Existenz. Durch das Empfinden der eigenen Individualität entsteht ein neuer Wert, den es zu bewahren und zu entwickeln gilt. Und daraus ergeben sich neue Konflikte, wo ein Ausgleich gefunden werden muß zwischen den berechtigten eigenen Interessen und denen der anderen. In dieser Individualisierung steckt aber auch eine große Chance, den Gruppenzwang aufzubrechen, die Gruppen in Individuen aufzusplittern.

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