Öffentliche Kunst in Hannover

Waterloosäule

Das Denkmal wurde anläßlich der (gewonnenen) Schlacht bei Waterloo errichtet. Auf einer über 40m hohen Säule steht eine im Vergleich zum Sockel relativ kleine Figur einer Victoria, also einer römischen Siegesgöttin - bemerkenswert in einer eher christlich geprägten Zeit, als das Denkmal entstanden ist. Dafür steht die Göttin recht gewagt und sportlich mit nur einem Bein auf einer Kugel und mit Kränzen in den Händen - nun, immerhin balanciert sie bislang ununterbrochen erfolgreich, also wirklich eine Steherin, ein Siegertyp - und sie hat ja auch Flügel, die beim Balancieren sicher auch helfen, bei starken Sturm dort oben aber auch sehr belasten können. Da wollen wir mal hoffen, daß sie nicht irgendwann doch noch ein Sturm aus den Socken haut und dabei jemand zu Schaden kommt.

So weit oben ist die Figur selbst ohne weitere Hilfsmittel schlecht zu betrachten, die Säule selbst macht auf dem ansonsten recht tristen Platz auch nicht besonders viel her, ist eben nur groß. Manchmal wird der Platz aber wohl für Veranstaltungen genutzt, was dem Rasen sehr schadet, weswegen der Platz sonst noch trister und öder durch den kaputten Rasen wirkt. Von daher wirken Säule und Platz aus heutiger Sicht eher als überholte, etwas kitschige Fehlkonstruktion.

Der gewaltige Sockel stellt eindeutig ein phallusartiges Symbol für Potenz, Macht und Dominanz dar, der sich hier recht ungeniert bereits schon seit so langer Zeit gen Himmel streckt. Jeder vermeintliche Sieg einer Schlacht oder eines Krieges geht immer mit einem grausamen Gemetzel einher, dem auf allen Seiten viele Menschen zum Opfer fallen und wo viele kulturelle Leistungen und soziale Werte zerstört werden.

Dem einstigen zeitweiligen Sieg sind über die Jahrhunderte weitere Kriege, Siege und Niederlagen gefolgt, ein gewaltiges Gemetzel bis hin zu zwei Weltkriegen mit Millionen von Opfern. So wird der obszöne Phallus zum unfreiwilligen, historisch so nicht geplanten machtvollen Mahnmal für die Opfer und gegen Größenwahn, Gewalt und Krieg und Zerstörung. Auch dazu paßt der triste Platz, der zu bestimmten Zeiten auch den Eindruck eines zernichteten Schlachtfeldes macht, auf dem selbst der Rasen nicht mehr richtig wachsen mag.

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