Öffentliche Kunst in Hannover

Wintergärten V: Tremplin

Die Skulptur besteht aus zwei Türmen mit steilen Stiegen zur einen Seite und oben ein Sprungbrett aus Holz. Die Türme sind seitlich gegeneinander versetzt und hintereinander angeordnet. Gemäß Beschriftung sind die Türme wohl aus Beton. Der vordere hat allerdings eine Farbe und Oberflächenstruktur wie Rost, der hintere ist schwarz gestrichen. Oben auf dem Holzsteg sitzt jeweils ein nacktes, blondes Püppchen, eines trägt einen Armring und eine Halskette, das andere eine Art Halsring und einen Ohrring. Hinsichtlich der Kleidung finden sich jeweils zwei rote Stiefel auf den Stiegen.
Von den Größenverhältnissen her entspricht eine Stufe der Stiege gut der Größe der Puppe. Die Trittbreite und -tiefe der Stiege ist viel schmaler als die Stiege hoch ist, jedoch größer als die Stiefel. Einschließlich des Sprungbrettes hat jeder Turm sechs gleichhohe Stufen, die oberste erhöht sich nur um die Dicke des Sprungbrettes. Zum Springen ist der Turm also relativ hoch, selbst wenn sich unten Wasser befinden würde.

Der Titel Tremplin stammt vermutlich aus dem Französischen für Schanze oder Sprungbrett. Das paßt soweit zur Anordnung. Aber die Anordnung ist natürlich nicht funktionell - die Stiegen sind viel zu hoch, um für eine Person von der Größe der Puppen nützlich zu sein. Das Brett ist zu dick, um sinnvoll als Sprungbrett zu dienen - und mit gespreizten und gestreckten Beinen sehen die beiden Puppen eigentlich auch so aus, als hätten sie anderes vor, als hinunterzuspringen. Die Stiefel, die über die Stiegen verteilt sind, suggerieren wiederum, daß sie über diese hochgeklettert seien, wobei die Stiefel auf der Strecke geblieben sind. Diese kleinen Details sind natürlich gegebenenfalls gnädig verschneit und auch die Püppchen bekommen einen eiskalten Mantel aus Eis und Schnee.

Also war der Weg nach oben, der hier angedeutet wird, zweifellos schwierig. Oben ergibt sich dann natürlich eine gute Aussicht und offenbar eine gewisse Freizügigkeit, also ein schwerer Weg bis zur 'Freiheit' - aber oben auf dem Sprungbrett angekommen, was dann damit anfangen? Was bringt es, da oben zu sitzen, was wären die Folgen, würde gesprungen?

Was könnte der Schlüssel für die Doppelung der Türme sein, warum einer braun, einer schwarz, aber gleiche Puppe, gleiche Stiefel, aber unterschiedlicher Schmuck? Ein autobiographischer Bezug? Die Künstlerin lebt laut Ausstellungskatalog sowohl in Instanbul als auch in Brüssel - anderer Anstrich, aber gleiche oder ähnliche Herausforderungen und Hürden, um etwas zu erreichen, was man selber möchte?

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