Öffentliche Kunst in Hannover

Wintergärten V: Gabe II

Eine überdimensionierte Plastik eines Fisches ist im Wipfel eines Busches festgebunden. Der Betrachter muß also aufschauen und muß dann doch etwas gucken, um in der Form eine Fisch zu erkennen, was an der Perspektive liegt, nicht an der Plastik, die hier insbesondere auch deswegen so genannt werden kann, weil sie aus Plastikabfällen geschmolzen ist. Die dominante Farbe des Fisches ist türkis, aber es gibt darin auch reichlich bunte Stippen verteilt. Die (Wäsche-?)Leinen, mit den der Fisch am Busch fixiert ist, sind gelb.

Nun ist kein fliegender Fisch dargestellt, was macht also der Fisch auf dem Baum? - Die Fixierung ist hingegen auch des bisweilen rauen Wetters wegen gut nachvollziehbar. Die Fixierung kann natürlich auch ein deutlicher Wink an mutmaßlich Interessierte sein, daß der Fisch zumindest bis zum Ende der Ausstellungszeit dort oben zu bleiben hat.

Der Titel weist auf einen religiös-mystischen Ansatz hin, eine Gabe, ein Opfer, doch wozu und an wen? Im kurzen Begleittext wird ein Wassergott genannt. Und da bin ich mir ziemlich sicher, daß ein solcher in der Ausstellungszeit nicht vorbeikommen wird, um den Fisch einzukassieren. Aber wer weiß, legt nicht auch die römische II im Namen die Vermutung nahe, daß Version I schon weggegangen ist? Und was würde so ein Wassergott mit einer Plastik-Abbildung eines Fisches machen? Echte Fische sollten solche Typen wie Poseidon etc doch satt haben - also ein Kunstopfer? Der Fisch ist ja auch wegen eines lustigen lateinischen Abkürzungszufalls Symbol im christlichen Glauben - durch eine Gabe eines Fisches an irgendeinen Wassergott gibt es also im christlich dominierten Europa auch eine Toleranzprüfung für die Monotheisten unter uns.

Und sind es nicht sowieso die Menschen, die die Götter erschaffen? Nur wozu braucht man einen Plastikfischliebhaber unter den Wassergöttern heute noch? Ist solch eine Gabe nicht nur ein Symbol für ein illusorisches Hoffen, daß irgendjemand schon noch richten werde, was die Menschheit so für Unheil angerichtet hat? Und auch da ist die Prognose nicht besonders gewagt, daß das Opfer nichts bringen wird außer einer Flucht aus der eigenen Verantwortung. Denn die Menschen haben nur die Illusion von Göttern erschaffen, nicht wirklich welche, die uns am Schopfe aus dem Sumpf unserer Missetaten ziehen könnten, das müßten wir schon selber schaffen.

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