Öffentliche Kunst in Hannover

Trau Dich-Bär

Bei dem Rohling handelt es sich um einen sogenannten 'Buddy Bär Berlin'. Der denglische Begriff bezeichnet ursprünglich wohl eine Werbe- oder Image-Kampagne der Stadt Berlin, die sich gar gerne mit einem Bär als Symbol schmückt. Dieser Rohling macht jedenfalls Kopfstand, stützt sich mit den Händen dabei ab. Der Rohling ist auch umgekehrt brauchbar, dann sieht es ungefähr so aus, als würde er anfeuern oder Jubeln oder einen unsichtbaren Gegenstand auf dem Kopf tragen, vielleicht die Berliner Luft. Da ja alles relativ ist, kann man bei diesem Modell natürlich auch erkennen, daß er statt einen Handstand zu machen einfach die ganze Welt gleich einem Atlas auf Kopf und Händen trägt.

Solche Rohlinge werden dann jeweils individuell bemalt und mit einem Titel versehen. Die Bemalung zeigt einen festlich gekleideten Bären, schwarze Schuhe, graue Hose, roter Gürtel, weißes Hemd und Frack oder Smoking.

Der Titel von diesem hier gibt allerdings Rätsel auf, was ist ein Dich-Bär? Und ist der Bär deshalb so festlich gekleidet, weil er getraut wird oder gerade wurde? Steht er vor Aufregung Kopf oder bereits aus Ernüchterung nach der Trauung? Vielleicht war der Hochzeitskuß ja nicht so prickelnd. An wen geht dann die Aufforderung, den Dich-Bären zu trauen, kann ja nur an einen Priester oder einen Standesbeamten gehen. Da ist die Positionierung an dieser Stelle der Georgstraße aber suboptimal.

Eine alternative Interpretation geht davon aus, daß sich der Titel an das denglisch von 'Buddy Bär Berlin' anzupassen sucht. Dann würde es sich einfach um ein Deppenleerzeichen oder ein Deppenbindestrich handeln. "Trau' dich, Bär!" wäre eine Aufforderung. Immerhin traut er sich ja bereits zu, im Frack einen Kopfstand zu machen, das würde halbwegs Sinn ergeben. Mit "Trau-Dich-Bär" würde man ähnlich wie bei Straßen einen Namen geben, also der Bär, der sich was (zu)traut, das würde recht gut zur Skulptur passen. Wobei der Kopfstand ja mehr eine sportliche Fertigkeit ist. Allerdings von der Kleidung her als Braunbär den Pinguin zu machen, ist schon ein wenig verrückt, aber wir können ja davon ausgehen, daß hier kein Eisbär vorbeikommt - wobei die ja relativ zu den Pinguinen ohnehin am falschen Ende der Welt leben und auch andere, die gern Pinguine vernaschen, dürften in Hannover eher rar sein. Von daher traut sich dieser Bär eher, sich ein wenig zum Narren (Affen?) zu machen. Und das wäre dann ja auch doch ganz lustig, zumindest mehr als die Rechtschreibprobleme beim Titel.

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