Öffentliche Kunst in Hannover

Steinkistengrab von Anderlingen

Bei der Komposition aus Natursteinen erreichen der oder die Künstler eine eindrucksvolle, archaisch wirkende Skulptur. Angeblich vorhandene und umstrittene figürliche Darstellungen auf einem Stein sind nicht zu erkennen, werden aber im Museum thematisiert. Da diese Darstellungen am Original selbst erst spät entdeckt wurden, ist insgesamt in der Diskussion, welche Bestandteile des Originals von welchen Künstlern stammen. Beim Nachbau hingegen ist klar, daß keine figürlichen Darstellungen erkennbar sind und alles eine Nachbildung aus unserer Zeit ist.

Außen ist das Objekt mit einem Trampelpfad umgeben, welcher rituelle Umwanderungen suggeriert - an dieser Stelle mögen sie allerdings auch entstanden sein, weil ein Schild auf die figürlichen Darstellungen verweist, aber dem Betrachter nicht genau definiert, wo diese zu finden sind. Dies kann rituelle Wanderungen interessierter Betrachter bewirken, die auf der Suche nach den Darstellungen sind. Ich selbst habe die Skulptur zu diesem Zwecke mehrfach vergeblich umkreist.

Innerhalb des Trampelpfades folgt ein geschlossener Kringel, der mit einfachen Steinen gelegt ist. Innerhalb des Kringels sind mehrere Steine so angeordnet, daß eine Art Innenraum mit vielen Löchern in den Seiten entsteht. Trotz der Schwere des Materials bewahrt die Komposition so doch eine gewisse Leichtigkeit und thematisiert die Relativität von Innen und Außen, von hier und dort, wenn es ein Grab sein soll, wohl auch von Diesseits und Jenseits, wenn man an letzteres glaubt und den originalen Künstlern dies auch unterstellt.

Statt für den Innenraum also eine klare geometrische Form zu wählen, um das Objekt klar abzuheben, ordnet sich das Objekt der natürlichen Formgebung der Steine unter. Es wird gar nicht erst versucht zu dominieren, stattdessen wird versucht, das Vorhandene integrativ zu gestalten. Trotz des hohen Abstraktionsgrades erreichen die Künstler so den unmittelbaren Eindruck von Ursprünglichkeit und vorzeitlicher Wildheit.

Durch die Schaffung eines unzugänglichen, gleichzeitig aber nicht komplett geschlossenen Innenraums wird allerdings auch Neugier hervorgerufen, ein Geheimnis in den Raum gestellt, zum Forschen, Fragen gefordert. Das Ergebnis mag ein Ausflug ins benachbarte Museum sein, für welches es auf einem Schild die Verheißung weiterer Information gibt.

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