Öffentliche Kunst in Hannover

Steinbock

Was macht ein Steinbock in Hannover? Mal abgesehen von einem Unterhaltungsjob im Zoo kommt eigentlich nur noch diese Bronze-Skulptur in der Eilenriede in Frage. Und weil Hannover nun einmal im Flachland liegt und Erhebungen entweder Müllhalden, Schutt von Bergwerken, Kriegstrümmern, Rodelbahnen oder Hochhäuser sind, steht dieser Steinbock nur auf einer leicht schrägen Grundplatte an einer Brücke, wo es immerhin in der Größenordnung von einem Meter hinunter zu einem Teich geht ;o)
Ansonsten steht das gute Tier stolz und selbstbewußt auf seinem Sockel und schaut über den Teich in die Parkanlage. Die Skulptur ist detailliert realistisch ohne nennenswerte Abstraktion ausgeführt.

Hinsichtlich der Daten und der Historie der Skulptur gibt es allerdings einige Unklarheiten, die Anlaß zu Spekulationen geben.
Man kann vermuten, daß die bereits zuvor fertiggestellte Skulptur irgendwann zwischen 1931 und 1936 aufgestellt wurde. Motiv und Zeitraum zwischen Erstellung und Aufstellung weisen auf keinen besonderen Bezug zu Hannover oder zum Aufstellungsort in der Eilenriede hin. Die Motivation für die Aufstellung in Hannover bleibt somit unklar. Tierfiguren wurden in der Zeit allerdings mehrere im Bereich der Eilenriede aufgestellt.
Die meisten Quellen gehen hinsichtlich des Aufstellungsjahres von 1936 aus, es gibt allerdings auch mindestens eine Photographie oder Abbildung von 1931 von der Skulptur am aktuellen Aufstellungsort.
Die Skulptur ist vermutlich irgendwann zwischen 1936 und 1938 bereits wieder demontiert worden.
Der Verbleib scheint nicht eindeutig geklärt. Photos vermutlich von 1938/1939 aus Bremen deuten allerdings an, daß die Skulptur zu der Zeit weder in Hannover war, noch zerstört oder eingelagert. Oder hat es sich bei der Bremer Skulptur um einen weiteren Abguß gehandelt, der dann ebenfalls verschollen ist?
Danach verschwindet die Skulptur jedenfalls von der Bildfläche. Immerhin wurden zur Kriegszeit einige Skulpturen aus Hannover demontiert. Teilweise oder Teile davon wurden dann offenbar zu Kanonenfutter eingeschmolzen, andere nur eingelagert. Einige Skulpturen oder Teile sind nach dem Krieg wieder in Hannover aufgestellt worden.

Bei der heute aufgestellten Skulptur handelt es sich hingegen eindeutig um einen Nachguß der verschollenen Skulptur, welcher die Fritz-Behrens-Stiftung der Stadt Hannover geschenkt hat und wohl 1950 aufgestellt wurde. Um einen Nachguß erstellen zu können, ist es nützlich oder erforderlich, die originalen Formen zu haben oder das Original, um davon Gußformen zu erstellen. Hätte man das Original gehabt, würde jetzt in Hannover vermutlich nicht der Nachguß stehen. Künstler bewahren allerdings oft Gußformen auf, um im Bedarfsfalle weitere Güsse einfach fertigen zu können. Da Gorsemann 1949 zur Zeit des Nachgusses gelebt hat, ist da also eine Kooperation wahrscheinlich.

Vandalismus hat dann in der Zwischenzeit auch Restaurationen der Replik erfordert, insbesondere wurde die Skulptur 2011 von Vandalen blau, weiß und rot/orange angesprüht und lackiert, was dann eine umfangreiche Restauration erfordert hat.

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