Öffentliche Kunst in Hannover

Schiller-Denkmal

Gut, da steht er also nun, der Friedrich Schiller (1759/1805), beziehungsweise sein patiniertes Bronzedenkmal auf hohem Sockel, welcher immerhin vor nicht allzu ambitionierten Vandalen einen gewissen Schutz verspricht.

Bereits als die Skulptur an anderer Stelle in Hannover 1863 erstmals aufgestellt wurde, waren Schillers Sturm-und-Drang-Jahre ja nun längst vorüber - und so steht er nun hier auch etwas verloren wirkend mitten in der Haupteinkaufsstraße auf seinem Sockel und hält stand. Etwas nachdenklich schaut er schon, was jetzt auch nicht so verwunderlich ist bei dem Treiben zu seinen Füßen, von denen er einen etwas über den Sockelrand stellt, um nicht ganz so statisch zu wirken.

Nach kurzem Überflug über seine Biographie konnte ich erstmal keinen besonderen Bezug zwischen Hannover und Schiller entdecken und daß er nun an der Schillerstraße steht, ist auch erst ein Bezug, der 1982 hergestellt wurde. Was macht Friedrich Schiller also heute in der Innenstadt von Hannover und was bietet er den vorbeiflanierenden oder -radelnden Passanten? Handelt es sich bei um einen frühen Vertreter der sogenannten 'drop sculpture'?

Liest die Jugend heute eigentlich noch Schiller? Und wenn nicht, kann das Denkmal daran etwas ändern? Nun, wer weiß.

Der bis zum Boden reichende Mantel oder Umhang ist vermutlich nur der alte bewährte Trick des dritten Beins, mit dem Engelhard sicherstellen wollte, daß der Friedrich auch in schweren Zeiten standfest bleibt.

Aber heute gibt es ja auch einen 'Vampir-Hype' - und so ein echter Vampir, der was auf sich hält, hat ja auch so einen coolen Umhang.

Wenn da also die Jugend, begeistert von Filmen und Fernsehserien mit eher flachem, einfachem Inhalt, an dem coolen Typen vorbeikommt und vom Sockel erfährt, daß das der Schiller ist - wer weiß, vielleicht greifen die dann mal zu Klassik, um zu gucken, was der so zu bieten hat - also zweifellos kann der spielend toppen, was man da so an Filmchen erleben kann. Aber! die Jugend liest ja nicht mehr, außer vielleicht speziell fürs internet zusammengekürzte einfache Wahrheiten, wo das Wichtige im ersten Absatz steht, damit man den Rest gar nicht mehr lesen muß.

Und da hilft es dem Friedrich natürlich nicht, daß es das zu seiner Zeit noch gar nicht gab und man unter Sturm und Drang noch etwas ganz anderes verstand als die Hektik unserer heutigen Multimedia-Mobiltelephon-Zeit.

So bleibt letztlich doch wenig Hoffnung für den bezugslosen Friedrich auf seinem Sockel. Und gut ja, die Skulptur, aus solider Bronze gefertigt steht da nun, fasziniert aber nicht, ruft kein Staunen hervor, wirft keine Fragen auf, man kann sich denken, was er mit dem Stift in der Hand vorhätte, wenn er könnte, bestimmt nicht deine Mobiltelephonnummer aufschreiben. Vielleicht steht er doch etwas zu zentral und hätte einen etwas ruhigeren Alterssitz verdient - und hier stattdessen etwas Frisches aus diesem Jahrhundert, was den Betrachter noch innehalten und staunen läßt, wenn das Mobiltelephon mal nicht die ganze Aufmerksamkeit fordert und auch nicht all die tollen Waren, die drumherum so verlockend angeboten werden...

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