Öffentliche Kunst in Hannover

Räume der Stille - Abschied verstehen, Abschied gestalten

Bei der Grünanlage innerhalb des Stadtfriedhofs Ricklingen handelt es sich um einen Rundweg mit zentralem Andachtsbereich. Über den Rundweg sind verschiedene Stationen oder Einzelinstallationen verteilt, die bei dem Prozeß der Trauer um Verstorbene helfen sollen und verschiedene Phasen davon darstellen. Die Stationen sind jeweils auch in runden Bereichen realisiert. Bilder und Beschreibung folgen der Reihenfolge vom Zugang zum zentralen Andachtsbereich und dann die einzelnen Stationen in der Reihenfolge des Konzeptes, wie vor Ort beschrieben. Neben den genannten sind zahlreiche weitere Personen an dem Projekt beteiligt, die in einer Broschüre genannt sind. Auch benötigt die Grünanlage natürlich permanente Pflege.

Zum Rundweg hin und weiter durch ein oben offenes Tor führt ein gerader Weg zum zentralen Andachtsbereich. Noch vor dem Tor zweigt der Rundweg ab und es gibt dort zwei Bänke zum Verweilen. Das Tor besteht aus zwei Pfeilern, einer links, einer rechts vom Weg, jeweils aus drei Segmenten bestehend, die einen rechteckigen oder gar quadratischen Querschnitt haben. Die drei Segmente sind um einen gewissen Winkel gegeneinander versetzt. Das mittlere Segment des linken Pfeilers hat eine rechteckige Nische in der flachen Seite. Mittleres und unteres Segment des linken Pfeilers haben jeweils eine Nische an einer Kante. Auf dem obersten Segment ist jeweils asymmetrisch ein weiteres längliches Segment leicht schräg zur Laufrichtung montiert, den Weg zum zentralen Andachtsraum weisend. Zweifellos sind die beiden Pfeiler im Inneren statisch stabilisiert, von Außen wirkt es allerdings, als würden die Segmente einfach nur aufeinandergestapelt sein. Dabei wäre allerdings das obere Segment sehr instabil, weil der Schwerpunkt offenbar nahe am Rand des Pfeilers liegt, wenn das Segment massiv ist.

Der runde zentrale Andachtsbereich ist um eine bereits ältere Birke angelegt und mit einer Hecke umgeben. Dazu ist dort die Skulptur 'Lebensbaum' von Susanne Siegl aufgestellt. Die Skulptur ist so geformt, daß drei mit Mosaiken belegte Formen Blätter bilden.

Die erste Station symbolisiert die Verleugnung und Verdrängung. Im außen mit niedrigen Pflanzen (Bergminzen) abgegrenzten Bereich ist eine Schaukel aufgebaut, der Untergrund wird durch Schutzmatten gebildet. Die vordere Hälfte in dunkelgrau, die hintere in hellgraugelb. In der Mitte ist noch ein kleiner gelber Kreis unter der Schaukel. Die Schaukel ist als zweigeteilte Edelstahlbank ausgeführt, die maximale Auslenkung der Schaukel ist stark eingeschränkt. Von der Schaukel aus guckt man auf den zentralen Andachtsbereich.

Die zweite Station symbolisiert Wut und Aggression. Neben einer fast an Efeu erstickenden Birke steht ein Dreibein aus Metallrohren, darin hängt ein Klöppel, mit welchem man gegen die Rohre schlagen kann, um mal ordentlich Dampf abzulassen, Lärm zu schlagen. Abgegrenzt zum Außen wird wieder mit Pflanzen, hier Lavendel, um wieder zu beruhigen.

Die dritte Station symbolisiert das Verhandeln. Dazu steht in der Station ein grob gehauener Steintisch mit quadratischem zentralen Fuß und quadratischer Tischplatte darüber. Drumherum gibt es auf jeder der vier Seiten je einen groben Steinquader als Hocker. Etwas abseits steht eine Birke. Alles dies befindet sich in einem Kreis aus Bambus-Schilf. Bequem ist die Sitzgruppe nicht, wie die Trauersituation unveränderbar, unverrückbar, unvermeidbar.

Die vierte Station symbolisiert Schwermut und Depression. Massive gebogene Stahlwände führen nach Innen zu einer kleinen Steinstele und dann wieder hinaus. Die Metallwände sind beschriftet und ähneln einem Strudel, wirken beengend. Ausgestanzt sind 'Vergangenheit', 'Zukunft', 'Gegenwart' auf der Außenwand zu lesen. Mittig gibt es einen kurzen Text von Gustave Flaubert:
'Die Vergangenheit
hält uns fest.
die Zukunft
beunruhigt uns.
deshalb entgeht uns oft
die Gegenwart.'
Dies ist auf einer Seite ausgestanzt, auf der gegenüberliegenden Seite hervorstehend realisiert. Dann geht es weiter wieder hinaus, 'Vergangenheit', 'Zukunft', 'Gegenwart' sind auf diesem Weg aus der Außenwand hervorgehoben.
Um die Depression zu kurieren, ist die Station mit Johanniskraut umgeben.

Die fünfte Station symbolisiert die Annahme. Dazu ist im Kreis mittig eine Cortenstahl-Schale positioniert, die gleich einer Wasserfläche eine spiegelnde Edelstahlfläche enthält. Da die Schale schräggestellt ist, droht das 'Wasser' allerdings beinahe auszulaufen. Umgeben ist die Station mit niedrigen Wildrosen und dem Bodendecker Gedenkemein.

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