Öffentliche Kunst in Hannover

'Pinkenburger Dorfbrunnen'

Der Brunnen erinnert an die Zeit, als Groß-Buchholz noch Dorf war und wo in dieser Gegend noch kein Messe-Schnellweg die Eilenriede zerschnitt, sondern eher gelegentlich Raubmörder im Walde ihr Unwesen trieben. Ein bekannter Raubmörder aus der Pinkenburg bei Groß-Buchholz war Jaspar Hanebuth (1607/1653), wobei nach heutiger Rechtsauffassung betont werden muß, daß sämtliche Angaben hinsichtlich seiner Straftaten durch Folter erpreßt wurden, die Verurteilung zum Raubmörder also auf Methoden beruhte, die weder beweiskräftig noch menschenrechtlich zulässig sind. Von daher hat der dann geräderte Herr also vermutlich als Justizopfer zu gelten und nicht als Täter.

In dieser romantischen Zeit jedenfalls liefen im Dorfe selbstverständlich ungeraubte Schweine, Ziegen, Hühner und Katzen um den Dorfbrunnen herum, aus dem auf Knopfdruck Wasser in den Blecheimer strömte, jedenfalls solange großzügige Leute die Wasserrechnung bezahlen (der Brunnen ist auf Spenden angewiesen). Da erkennt man bereits, da wird von mittlerweile Großstädtern das Dorfleben romantisiert.

Hinsichtlich des Dorfbrunnens hätte ich ja statt eines Knopfes zum Sprudeln von Trinkwasser eher eine alte mechanische Pumpe erwartet, mit der man mit echtem körperlichem Einsatz am Pumpschwengel das kühle Naß des Grundwassers emporfördern kann, wie ich das noch als Kind im Schrebergarten meiner Großeltern in Döhren tun konnte. Aber vielleicht hat man hier auch keine Genehmigung bekommen, eine echten Brunnen zu bohren. Natürlich hätte man auch einfach mechanisch aus einem Reservoir pumpen lassen können, welches man mit Regenwasser oder bei Bedarf mit Trinkwasser automatisch füllen lassen könnte, das hätte nicht nur laufende Kosten gespart, sondern hätte auch durch persönliche Erfahrung die Härte des damaligen Dorflebens besser vermittelt - es ist eben nicht alles romantisch-idyllisch gewesen.

Der stilisierte Pumpenkörper ist eine Stele, die aus Natursteinen gemauert ist und mit einer Inschrift versehen ist, die an Anlaß und Sponsoren erinnert. Oben drauf faucht die Dorfkatze mit gekrümmten Rücken. Weiter unten ist besagter Knopf und der Wasserhahn mit Ente drauf und drangehängtem Eimer, an dem eine Ziege leckt. Auf dem Sims unten hockt eine Henne mit Küken und etwas neben dem Brunnen steht eine Sau mit ihren Ferkeln.

Einmal abgesehen von der verpaßten Chance einer mechanischen echten Pumpe wirkt die Komposition sehr überzeugend, die Anordnung der Tiere wie bezweckt sehr idyllisch und mit guten Bezug zueinander. Meiner Meinung nach läßt das Gesamtkonzept aber noch Raum für Verbesserungen im Detail ;o)

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