Öffentliche Kunst in Hannover

Leibniz-Lüfter

Solche oder ähnliche zylindrische Skulpturen findet man öfter in Hannover und vermutlich auch in anderen Städten. In diesem Falle ist das Objekt mit einem schön geschwungenen 'L' verziert, womit Leibniz geehrt wird, mit dessen Namen sich auch die Niedersächsische Landesbibliothek schmückt. Im oberen Bereich befinden sich acht um den Zylinder laufende Schlitze, die das Außen und Innen miteinander vermitteln und verbinden. Darüber bedindet sich ein abgeschrägter Abschluß, der leicht abweisend, distanzierend wirkt wie auch bereits der hochgezogene Zylinder unten. Auch der Schriftzug ist in der Signal- und Warnfarbe rot gehalten und fordert Aufmerksamkeit und Respekt ein. Gerade die Spannung zwischen der einfachen, fest im Boden verankerten Grundform und dem Geheimnis der Schlitze weckt im Betrachter Interesse - was mag das L bedeuten? Was wird über die Schlitze zwischen Innen und Außen ausgetauscht? Deutet das schräge Dach nicht in luftige Höhen, zu Höherem, von der faßbaren, nahen Grünfläche hinan in die ungreifbare, aber uns alle umfassende Luft? Durch seine massive Form und den leichten Schriftzug vereint so die Form die massive Erde mit der flüchtigen Luft.

Derartige Objekte gehören genaugenommen zur Klimatechnik des Gebäudes, neben dem sie stehen, entweder zum Ansaugen von Frischluft oder dem Ablassen von Luft aus dem Gebäude. Diese Objekte sind oftmals eine Folge der Installation der Klimatechnik im Keller oder einer Nachrüstung oder Renovierung solcher Klimatechnik, um zu vermeiden, etwa mit Abgasen verunreinigte Luft aus Bodennähe in die Klimaanlage zu pumpen.

Durch elegantes Design gelingt es allerdings, aus dem Zweckobjekt Kunst zu machen. Die Objekte sind damit Vertreter von 'form follows function', hier jedoch recht ansehnlich umgesetzt und durchaus geeignet, als Kunstwerk interpretiert zu werden.

Das 'handschriftliche' 'L' kontrastiert mit der elementaren Geometrie der Grundform und stellt so dem Industriedesign das Handwerk scheinbar gegenüber, allerdings ist auch der Schriftzug nicht wirklich handgefertigt, sondern ein unpersönlich perfektes Produkt, vermutlich somit eine Fälschung oder Imitation der Handschrift von Leibniz. Damit greift die Skulptur auch die historisierende Romantik vergangener Epochen als quasi ironischer Kommentar auf. Das Anbringen des Schriftzuges an einem 'profanen' Lüfter ist auch ein ironischer Kommentar zum Leibniz-Hype in Hannover - Keks, Straße, Haus, Tempel, Bibliothek, Universität, Lüfter - sind wir nicht alle irgendwie Leibniz?
Oder wie Leibniz es formulierte: 'Einheit in der Vielheit' ;o)

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