Öffentliche Kunst in Hannover

In Between

Die Skulptur aus Cortenstahl besteht aus Segmenten mit quadratischem Querschnitt, die unter verschiedenen Winkeln zusammengeschweißt sind. So ergibt sich je nach Abstand und Blickrichtung ein ganz anderer Eindruck von der Form des Objektes. Während der quadratische Querschnitt uns unterstützt in unserem gewohnten Eindruck von Räumen mit Ecken und Kanten und rechten Winkeln, überraschen die Knicke oder unkonventionellen Winkel um so mehr. Da der Querschnitt immer das vertraute Quadrat ist, sieht es teils sogar so aus, als sei ein Segment nur an einem schräg aufgestellten Spiegel gespiegelt statt tatsächlich schief zusammengeschweißt.

Dieser Seheindruck erschließt sich auch aus der Historie. Ursprünglich hatte Hans Breder mit der Skulptur 'Außenraumobjekt für Hannover' 1971 wirklich etwas geschaffen, wo sich Teile einer Skulptur mit getrennten quaderförmigen Segmenten im poliertem Edelstahl gespiegelt haben. Je nach Blickwinkel auf die spiegelnde Fläche haben sich so überraschende Knicke in den teils reflektierten Segmenten ergeben.

Die Skulptur 'Außenraumobjekt für Hannover' ist leider mit den Jahren Vandalismus und Korrosion zum Opfer gefallen und wurde duch 'In Between' ersetzt, welches das gleiche Thema einfacher, robuster und ohne Spiegel neu interpretiert. Spiegelnde Flächen scheinen Vandalen mit niedriger Abstraktionsfähigkeit zu besonders aggressivem Verhalten zu verleiten. Ähnliches kann man bei einigen Tieren beobachten, die nicht verstehen, daß es sich um ihre eigenes Spiegelbild handelt, welches sie so frustriert als Gegner oder Konkurrenten attackieren. So provozieren Kunstwerke offenbar allgemein Mitmenschen, die sich leicht überfordert fühlen, wenn sie mit etwas konfrontiert werden, welches jenseits ihrer sehr kleinen Alltagswelt liegt. Wie die Spiegel zeigen die Skulpturen, ob nun spiegelnd oder nicht, das eigene Konterfei, die Spiegel direkt, abstrakte Skulpturen mehr die Beschränktheit des eigenen Geistes, worauf Vandalen oder Kulturterroristen nicht anders zu reagieren wissen als mit Aggression, Angriff und Zerstörung der Objekte, die ihre Beschränktheit für sie offenkundig machen.

Die aktuelle Skulptur mildert den Konflikt etwas, kommt ohne Spiegelflächen aus, ist robuster und als ein einziges Objekt umgesetzt und bietet somit viel weniger Angriffsfläche für Vandalismus. Über die Jahrzehnte konnte der Künstler also eine Antwort auf die Aggression finden, statt zurückzuweichen, ist es einstweilen gelungen, dem Vandalismus und der Vergänglichkeit ein Schnippchen zu schlagen.

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