Öffentliche Kunst in Hannover

Hauptportal der Basilika Sankt Clemens

Das Portal der Kirche hat zwei Türen und oben einen Halbkreisbogen. Im Halbkreisbogen gibt es ein Motiv, darunter zwei und auf jeder Tür wiederum zwei weitere Motive. Die Reliefs sind eher konservativ religiös motiviert, also etwas anders als beim Portal der Marktkirche etwa. Die religiöse Motivation ist der Information der zugehörigen Gemeinde der Kirche zu entnehmen, darauf gehe ich nicht weiter ein.

Oben im Bogen ist ein Schaf in einem Kreis. Im Schaf stecken ferner drei Bündel von Pfeilen oder Strahlen, die bis zum Kreisrand reichen. Um den Kreis herum sind Köpfe von vier Fabelwesen arrangiert, allesamt mit Flügeln ausgestattet. Ganz außen am Bogen gibt es ferner einige naiv dargestellte Sterne zu sehen.

In den beiden quadratischen Reliefs darunter findet sich das Motiv des Kreises als Hintergrund wieder, die Strichbündel gehen hier allerdings außen vom Kreis weg, es sind zudem vier, jeweils einer links, rechts, oben, unten. Im linken Relief sind sieben Kerzenhalter mit brennenden Kerzen dargestellt. Im rechten Relief ist gerade ein Pfeiler dabei, mittig zu zerbrechen und umzustürzen. Daneben steht ein Kessel, aus dem wohl Feuer aufsteigt. Im oberen Bereich gibt es ferner drei naive Sterndarstellungen mit achtzähliger Drehsymmetrie.

Auf der linken Tür oben findet sich eine Person, die wie eine Zirkusartistin wirkt. Auf Lianen balancierend jongliert sie mit den bereits genannten Sternen und einem nackten Kinde. Zwei Sterne sind wohl schon heruntergefallen. Unter der Liane ist noch eine Sichel zu erkennen. Um den Kopf herum hat die Artistin einen radial gestreiften Kreis als Dekoration.

Auf der rechten Tür oben findet sich eine Person, die an einen Schlangenbändiger erinnert. Die schlangenartigen Wesen schlängeln sich um seine Beine. Die Köpfe passen allerdings nicht zu Schlangen, mehr zu Echsen. Auch hier tauchen wieder einige von den Sternen auf. Hinter dem Kopf des fast unbekleideten Schlangenbändigers ist noch ein elliptisches Objekt zu sehen, dem keine nähere reale Entsprechung zuzuordnen ist.

Auf der linken Tür unten wird wieder das Motiv des Kreises als Hintergrund aufgenommen, hier aber ohne Strichbündel. Dafür ist der Kreis umgeben von auf Pferden reitenden Skeletten. Zwei davon wirken mit soetwas wie Speeren auf den Kreis ein.

Auch auf der rechten Tür unten wird wieder das Motiv des Kreises als Hintergrund aufgenommen, auch hier ohne Strahlenbündel. Neben vier der bereits beschriebenen Sterne gibt es auch noch vier engelartige Fabelwesen, welche den Kreis umgeben und diesen mit Füßen treten.

Insgesamt sind die Darstellungen auf die wesentlichen Elemente reduziert. Die Personen sind dann auch eher zusammenhanglos schwebend dargestellt, aus ihrer Umgebung herausgenommen, dafür aber konkret vereinfacht, nicht jedoch abstrahiert. So ergibt sich stilistisch eine gewisse Anknüpfung an Darstellungen aus dem Mittelalter, aus der Zeit, wo man in Europa noch vergessen hatte, perspektivisch darzustellen. Andererseits verleiht die Reliefstruktur den Darstellungen wieder eindeutig Perspektive. Bücker spielt also offenbar bewußt mit der Spannung zwischen Ungeschick historischer religiöser Darstellungen und dem Realismus, der danach, aber vor der Abstraktion der Moderne angestrebt wurde. Diese Spannung gestriger Stile und Anschauungen nimmt natürlich auch Bezug auf den Ort, das Portal einer katholischen Kirche.

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