Öffentliche Kunst in Hannover

Durchdringung (Penetracion)

Das Durchdringen oder gemäß alternativem Titel das Eindringen ist bei der Betrachtung der Skulptur aus V4A-Stahl als Thema naheliegend. Ein langes, gerades, kantiges Objekt durchdringt ein zumindest teilweise grob abgerundetes Objekt. Die beiden sind untrennbar zusammengeschweißt. Bei der Handwerkskammer hätte man bei der Thematik eher vermutet, daß runde Rohre verlegt werden, aber so ergibt sich ein etwas weniger offensichtlicher Zusammenhang, der vom zufällig vorbeigehenden Passanten nicht gleich als anstößig empfunden wird. Nun, ob nun durchdringen, eindringen oder manuelle Tätigkeit (Handwerk) oder auch orale, die Assoziation ergibt sich entweder durch den Titel oder bei entsprechend vorbereiteter Phantasie. In dieser Massivität hat das Durchdringende auch etwas Dominantes, Machtvolles. Aber auch das Durchdrungene ist grob und kantig und läßt wenig Intimität oder Zärtlichkeit erkennen. So wird aus der Durchdringung eher ein grobmotorisches Handwerk, aber auch das kann ja Geschmackssache sein.

Spannend ist aber auch die Frage, ob man da auch etwas anderes assoziieren könnte. Zwei ungleiche Teile sind passend gemacht und gerade so zusammengefügt. Allein die Größe und die aus größeren, klaren, einfachen Flächen zusammengesetzte Form läßt auf den ersten Blick keinen Gedanken an Filigranes zu. Obgleich tatsächlich auch Jahrzehnte nach der Aufstellung keine sichtbaren Schwachpunkte erkennbar sind, wirkt alles wie eilig zusammengebastelt, eilig wie für den Augenblick gemacht. Und da zeigt sich auch das handwerkliche Geschick, trotz sorgfältiger Arbeit alles improvisiert, flüchtig aussehen zu lassen. Aber auch aus anderen Bereichen ist man ja damit vertraut, daß die anfängliche Improvisation sich dann doch viel besser bewährt, als man das anfangs gedacht hätte. Und hätte man vermutet, daß es so lange halten soll, so hätte man es gleich viel sorgfältiger geplant und gebaut. So dringt man hier auch in die Gedankenwelt handwerklicher Tätigkeit ein - es muß praktisch funktionieren.

Doch bei geeignetem Lichteinfall zeigt sich schon von weitem eine interessante Oberflächenstruktur, vermutlich mit Flex oder grobem Schmirgelgerät realisiert. Das verlockt natürlich, näher heranzutreten. Und dann sieht man wirklich sehr filigrane, fast fraktale Zufalls(?)strukturen auf der Oberfläche - und dadurch ergibt sich dann wieder ein spannender Konstrast zwischen der groben Form und der filigranen Oberfläche. In dem Sinne scheinen sich auch diese beiden Gegensätze zu durchdringen.

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