Öffentliche Kunst in Hannover

'Dunkelwerfer'

Die Installation hat zwei Scheinwerfer, die an Stangen befestigt ein Stück von der Wand entfernt positioniert sind. Die Scheinwerfer sind so ausgerichtet, daß der gedachte Lichtkegel weiter unten auf die Wand trifft. Weiter außen an der Wand gibt es zudem zu jedem Scheinwerfer einen Energiezähler hinter einem Fensterchen, die allerdings als nicht amtlich gekennzeichnet sind. Beim linken Scheinwerfer ist zudem der gedachte Lichtkegel als schwarzer Kunststoffkegel ersetzt. Das davor befindliche Halteverbotsschild gehört vermutlich nicht zur Installation, auf der anderen Straßenseite gibt es davon auch noch eines. Das ist hier nur sehr ungeschickt und ungünstig aufgestellt, was auch etwas von Vandalismus oder zumindest Gedankenlosigkeit hat.

Weder laufen die Zähler, noch kommt aus den Scheinwerfern Licht, auch nachts nicht. Es gibt also keine Funktion, die man auf den ersten Blick erwartet hätte.

Nun ist Ulrichs ja bekannt für die künstlerische Umsetzung von Wortmehrdeutigkeiten und Wortspielereien. Und in der Tat, das Wort 'Schein' hat ja nicht nur die Bedeutung von Helligkeit, Licht, sondern auch im Sinne von Täuschung, Vortäuschung. Ferner gibt es ja auch noch dem Schein etwa im Sinne von Geldschein oder Beleg, hier am ehesten repräsentiert durch die Zähler.

Nun und was passiert, wenn ein Scheinwerfer doppeldeutig wird? Klar, er tut nicht was man denkt, er gibt kein Licht. Auf der rechten Seiten ist gar nichts da, beim linken statt des Lichtkegels ein schwarzer Plastikkegel. Also sind es praktisch Dunkelwerfer. Immerhin drehen sich die Zähler nicht, der Betreiber hat also keine laufenden Kosten und wird in dem Sinne nicht zum Scheinwerfer.

Nun habe ich ja letztens von einer angehenden Lehrerin gehört, daß in den Schulen gelehrt werde, man könne Licht nicht sehen... Erstaunt habe ich gefragt: 'Was sonst?' Da zeigt sich ein grundlegendes Mißverständnis über Licht und Sehen. Tatsächlich, also sofern man nicht blind ist, sieht man das Licht, welches ins Auge fällt. Dieses ist ein kompliziertes Organ, welches ein Abbild der Welt vor dem Auge auf Sensoren im hinteren Bereich des Auges abbildet. Und jetzt kommen die Kinder aus der Schule und gucken sich Ulrichs Werk hier an und sagen sich: 'Aha, Licht kann man ja nicht sehen, wo ist da der Witz?' Ganz klar, wenn man das Licht nicht sehen kann, muß der Lichtkegel ja schwarz sein - oder doch gar nicht vorhanden? Na, nicht doch noch mal in der Schule nachfragen, oder besser selber nachdenken? Und wenn es schwarz ist, wo kein Licht ist, warum sieht man dann den schwarzen Kegel? Und wie funktioniert das mit Scheinwerfern, aus denen wirklich Licht kommt? Warum kann man dann was sehen an der Stelle, wo das Licht auftrifft, wenn man Licht nicht sehen kann?

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