Öffentliche Kunst in Hannover

Drei Stühle

Die scheinbar so realistisch dargestellten Stühle würden sich im Praxistest als ziemlich unbrauchbar erweisen, nicht nur weil die Rückenlehne nur aus einem Rahmen besteht und das Aspektverhältnis irgendwie nicht paßt. Zusätzlich sind sie auch noch überdimensioniert und auf einem ist eine immer sprudelnde Flasche montiert.

Gut, Sitzgelegenheiten gibt es in der Galerie Luise anderweitig genug - und wo kämen wir dahin, wenn die Kunden einfach nur herumsitzen würden. Allzu bequeme Stühle wären hier also fehlplatziert. Dies war wohl auch der Ansatz von Enders, der es gelingt, mit einer kleinen Dimensions- und Proportionsänderung im Passanten Aufmerksamkeit zu wecken. Je nachdem, von wo der Passant kommt, ob er gerade in den Einkaufsbereich hereinkommt und er gleichsam darauf vorbereitet wird, etwas Besonderes zu erleben, oder ob er den Einkaufsbereich wieder verläßt und schon abgeschlafft ist, weil er nichts Besonderes erlebt hat, aber draußen in der Wildnis wieder die volle Aufmerksamkeit gefordert ist, so oder so ist das Stuhlensemble gut platziert um den Passanten zu laben.

Die Monumentalisierung von Alltagsgegenständen zu Kunstwerken ähnelt ein wenig den 'ready mades' oder auch der Konzeptkunst. Hinzu kommt hier allerdings noch das zusätzliche Arrangement von Tuch und Flasche zu einem plätschernden Brunnen wie bei einem Stilleben. Ähnlich wie bei einigen Werken von Jeff Koons ergibt sich so aus der Überspitzung ein ironischer Kommentar. Wie aus einem Füllhorn ergießt sich das Wasser wie die Waren aus der Galerie. Und doch bleiben die Stühle leer, unbrauchbar, das Brunnenbecken füllt sich nie, gerade so wie unsere Sehnsüchte nie erfüllt werden in Einkaufspassagen...

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