Öffentliche Kunst in Hannover

Bogenschütze

Die Skulptur stellt einen knackigen, nackten, aber behelmten, gut gebauten Herren dar, der einen Bogen spannt, so aufgestellt, daß er auf das Neue Rathaus zielt, laut Rotem Faden exakt auf den Sitz des Oberbürgermeisters. Ebenfalls laut letzterem Werk handelt es sich um eine Kopie einer italienischen Plastik, die im Original in München zu finden ist.

Da steht also die patinierte Bronzefigur eines nackten Bogenschützen vor dem Neuen Rathaus, sein Geschlecht grob Richtung Volkshochschule ausgerichtet (aber nicht aufgerichtet, wohlgemerkt, keine Aufregung). Wozu trägt der Mann Helm, wenn er sonst nackt ist? Etwas albern bis komisch wirkt er jedenfalls schon. Die Skulptur wurde 1961 hierher versetzt und die Ausrichtung zeigt wohl hannöverschen Humor, mit dem man auch solche Werke mit gutem Erfolg in die Stadtkultur dauerhaft integrieren kann. Insofern ist der gut gebaute Italiener also eine erfolgreiche Integrationsgeschichte aus Hannover. Niemand regt sich darüber auf, daß er in der Stadt eine gefährliche Waffe ausrichtet und auch nicht darüber, daß er sein Geschlecht im öffentlichen Raum vorzeigt. Man ist tolerant, verblüffender Weise aber offenbar eher bei nackigen Männern mit lustiger Kopfbedeckung als etwa einige Jahre später bei den wesentlich abstrakteren Nanas, die Hannover dann aber auch noch lieben gelernt hat. Letztlich ist der Hannoveraner eben doch tolerant, wenngleich auch der Bogenschütze damit rechnen muß, daß sein gutes Stück mal gerubbelt oder beklebt wird. Bislang hält er/es jedenfalls (stand).

2012 hat es den Burschen doch etwas ärger erwischt, ist ihm zunächst nur vom ewigen Spannen der Bogen gerissen, so fehlt Ende des Jahres gleich der ganze Bogen - vielleicht wird er ja nur repariert, sonst sieht der arme Kerl so ganz ohne Gerät natürlich etwas albern aus mit seiner Armhaltung. Tatsächlich wurde der Bursche dann komplett demontiert.
Anläßlich einer kompletten Umgestaltung des Trammplatzes wurde er dann ein paar Meter weiter vom alten Standort wieder aufgestellt, ob er so immer noch das gleiche Ziel anvisiert, läßt sich nicht so präzise sagen, allerdings war zwischenzeitlich auch ein kompletter Umzug im Gespräch, um den Oberbürgermeister aus der Schußlinie zu bekommen, wurde offenbar aber wieder verworfen. Während anderer Kunstwerke auf dem Trammplatz offenbar der Umgestaltung weichen mußten, haben es der Bogenschütze und Klaus-Bahlsen-Brunnen auch auf den neuen Platz geschafft.

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