Öffentliche Kunst in Hannover

0% auf alles

Die Skulptur greift den angedeuteten Bogen im Mauerwerk unter der Eisenbahntrasse auf, indem Einkaufskörbe davor zu einem Halbkreis kombiniert worden sind, wobei unten auf jeder Seite des Bogens als Abschluß je ein kompletter Einkaufswagen steht. Die Struktur ist insgesamt auf zwei niedrigen Fundamenten und am Mauerwerk fixiert. Im Bogen ist per Maske der Titel '0% auf alles' auf die Wand gesprüht.

Offenbar greift das Werk ironisch alberne und irreführende Werbung auf, die man oft in solchen Bereichen findet. Daneben sind sicherlich auch die albernen Rabattschlachten im Fokus des Werkes - was findet man nicht überall für tolle Rabattangebote, welche den Markt für Konsumenten noch unübersichtlicher machen als er ohnehin schon ist, auch weil es in einigen Branchen die Artikel ohne Rabatt praktisch gar nicht gibt, oder der Ausgangswert für den Rabatt eine reine Fiktion ist, zu welchem es das Produkt nie gegeben hat. Diese Perversion des kapitalistischen Handels ist inzwischen so normal geworden, solch alberne Werbung so selbstverständlich, daß die meisten Menschen nur noch angewidert wegschauen. Was sollen etwa auch die in Schaufenstern und Läden oft zu findenden Nachrichten wie '% Sale %'?
Daß man in einem Laden was kaufen kann, sollte der Erwartung von Passanten und Kunden entsprechen, daß die Verkäufer dann wohl auch fließend englisch können, wenn mit englischen Begriffen geworben wird, kann allerdings ein Trugschluß sein oder auch gezielte Irreführung von Kunden. Was könnten solche Prozentzeichen bedeuten? Daß der Laden nur exakt hundert Stück von dem jeweiligen Produkt hat und sich der Preis auf exakt eines davon bezieht? Letzteres kann man wohl als selbstverständlich nehmen, wenn nichts anderes angegeben ist, ersteres ist vermutlich wieder ein Trugschluß oder gezielte Irreführung.

So gelingt es dem Werk mit der Verheißung von 0% auf alles, den Passanten zum Schmunzeln zu bringen. Bekommt man hier endlich einmal alles und das vielleicht noch umsonst? Aber die Einkaufskörbe sind leer, bleiben leer und sind sorgfältig verschlossen und zum Bogen gespannt ihrer Funktion beraubt. Endlich gibt es einmal keinen Rabatt, keinen Preis, kein Produkt, keine Verlockung. Die Irreführung durch Werbung wird auf den Punkt gebracht. Oder vielmehr auf den Halbkreis, wohl auch darauf hinweisend, daß es einen Warenkreislauf nicht gibt, hier landet der ganze gehandelte Schrott nicht einmal in den Einkaufskörben, die leer das verheißungsvolle Angebot einrahmen. Wohlverstanden nickt der Passant schmunzelnd und seufzt erleichtert auf - jedenfalls bis zur bald nahenden nächsten albernen Werbung für irgendwas für Geld, oft noch obszön manipuliert dargestellt, wie man es dann in den Geschäften sowieso nicht bekommt, nicht einmal das halbnackte Modell drückt einem das Produkt dort persönlich in die Hand, welches auf dem Reklameplakat noch so nett und anziehend, sexuell aufreizend lächelnd lockt.

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